1. "Die Reisenden werden im Stich gelassen"

    80 Bürger protestieren gegen die Schließung des Reisezentrums

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    BÜCKEBURG (nh). "DB macht alles digital - für Senioren oft fatal" - nur einer der prägnanten Sprüche, mit denen rund 80 zumeist ältere Mitbürger vor dem Bückeburger Bahnhof ihren Unmut über die geplante Schließung des Reisezentrums Luft gemacht haben. Seniorenunion-Vorsitzende Ruth Harmening und Seniorenbeirat-Vorsitzender Horst Frensel hatten im Vorfeld zum Protest aufgerufen. Hintergrund ist die geplante Schließung des Reisezentrums bis Juni 2022. Mit der Neuvergabe des S-Bahnbetriebes an die französische Firma "Transdev" und der bereits vor einigen Jahren erfolgten Übernahme der RE-Züge durch die Nordwestbahn halten dann keine Züge der Deutschen Bahn mehr in Bückeburg - somit entfällt für die Bahn auch die Grundlage zum Betrieb des Reisezentrums. "Die Vertriebspflicht liegt dann bei "Transdev", dann sollen die auch das Reisezentrum betreiben", meint Horst Frensel. Nur Automaten aufzustellen, wäre das falsche Signal und würde die ältere Generation weiter vom öffentlichen Nahverkehr fernhalten. "Viele können die komplizieren Automaten nicht bedienen und manche kommen erst recht mit den Online-Buchungen nicht zurecht", so Ruth Harmening. Sie selber habe zudem schon erlebt, dass ihr Online Angebote gemacht wurden, im Reisezentrum ihr aber bessere und vor allen Dingen günstigere Verbindungen herausgesucht worden seien. Generell schätzen die Senioren eine persönliche Information und Beratung, doch nicht nur die ältere Generation legt Wert darauf oder ist sogar darauf angewiesen. Protestierende Bea Kewitz beispielsweise berichtete, dass die von ihr betreuten Asylbewerber ebenfalls auf die persönliche Beratung angewiesen seien, da sie die Automaten nicht verstehen würden. Kewitz ahne schon Szenarien ähnlich der Situation im Rintelner Bahnhof: "Da ist der Automat ständig kaputt, und wenn man die Servicenummer anruft, kommt da "Kein Anschluss unter dieser Nummer". Das ist unmöglich, wir Reisenden werden im Stich gelassen". "Wir fürchten, dass viele gar nicht mehr fahren werden, weil sie sich vor den Automaten fürchten. Dieser Weg ist komplett falsch und hält Menschen vom Nahverkehr fern, dabei sollen wir doch von der Straße und mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen", ärgert sich Harmening. Der Plan ist weiter, an die Transdev mit ihren Anliegen heranzutreten und Alternativen aufzuzeigen. "Die könnten dann vielleicht auch dafür sorgen, dass die geschlossenen Toiletten wieder zugänglich gemacht werden", so Frensel. Kornelia Dammeier, ehemalige Betreiberin des Kioskes im Bahnhof, erinnert daran, dass die nötige Infrastruktur sehr wohl vorhanden sei, lediglich am Willen, diese zugänglich zu machen, fehle es weiterhin. Auch sie findet die Entwicklungen am Bahnhof in den letzten Jahren "sehr traurig und ärgerlich". Auch der Zustand des Bahnhofes eine Zumutung, meint Dammeier. "Die sollen froh sein, dass wir uns nicht am Bahnhof festgeklebt haben. Bückeburg ist Anziehpunkt für den Tourismus, viele Tagesgäste und auch Besucher aus dem Ausland kommen hierher und werden so begrüßt, eine Schande", sagen Petrona Kracke und Burkhard Lustig. "Wir Senioren sind die mit der meisten Zeit und dem Geld, werden aber von der Bahn ausgebremst", ärgern sich die beiden. Diesem konnten sich zahlreiche Teilnehmer anschließen, wie auch auf einem Schild zu lesen war: "Wir Senioren reisen gerne, manchmal brauchen wir die Ferne. Wer hilft uns künftig hier vor Ort? Das Reisezentrum ist bald fort". Doch Ruhe geben wollen die Bürger nicht - sie versprechen weiter am Ball zu bleiben. Auch die Deutsche Bahn wird demnach bald erboste Post aus Bückeburg bekommen. "Auch wenn die Hoffnung nicht groß ist, vielleicht kann man doch noch was bewegen", so Harmening. Foto: nh