1. Geschichte anhand Persönlichkeiten erzählen

    Neukonzipierung des Bückeburger Museums nimmt Formen an

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    BÜCKEBURG (nh). Es wird fleißig gewerkelt im Bückeburger Museum für Stadt- und Landesgeschichte. Im Rahmen der Neukonzipierung des Dauerausstellung hat sich der altehrwürdige Bau aus dem 16. Jahrhundert in eine Großbaustelle verwandelt. Insgesamt 852.000 Euro stehen für die Neuaufstellung zur Verfügung. Zusätzlich wird auch an der Fassade des Museums gearbeitet - hier steht eine Bundesförderung von 96.000 Euro zur Verfügung. Das Bückeburger Museum ist eine Aushängeschild für die Stadt und wurde jüngst mit dem Museumsgütesiegel des Landes Niedersachsen ausgezeichnet. Zudem hat es bereits dreimal in Folge eine museumpädagogische Auszeichnung erhalten. Doch nichts ist für die Ewigkeit und auch die in die Jahre gekommene Dauerausstellung bedarf einer Modernisierung. Museumsleiterin Anke Twachtmann-Schlichter stellte in einem Pressetermin die aktuellen Planungen vor und erläuterte den neuen räumlichen Aufbau des Museums. Die neue Konzeption zu Erstellen ist ein großer Aufwand und war zudem auch eine Voraussetzung für die Museumszertifizierung und die damit zusammenhängende Förderung, die sich zu 50 Prozent aus Geldern der N-Bank, weiteren Geldern des Landes Niedersachsens, der Sparkasse Schaumburg, der VGH-Stiftung, der Klosterkammer sowie einer jeweils 100.000 Euro schweren Beteiligung der Stadt Bückeburg und des Landkreises Schaumburg zusammensetzt. Das Planungsbüro HGB aus Hannover hat bei den visuellen Planungen bereits ganze Arbeit geleistet und gemeinsam mit den Fachleuten aus dem Museum eine detaillierte Raumplanung aufgestellt. Mithilfe von Experten und Honorarkräften werde die einzelnen Ausstellungsstücke aufgearbeitet und passende Texte dazu formuliert. Thematisch werden die Räume gegliedert sein und anhand von prägnanten Persönlichkeiten die heimische Geschichte erzählen. So rücken in den ersten beiden Räumen, eingangs die linke Treppe hoch, die Stadt- und Landesgeschichte in den Vordergrund. Anhand von Fürstin Juliane, Dr. Faust und Fürst Ernst beispielsweise werden den kleinen und großen Besuchern besondere Aspekte der Geschichte näher gebracht und geben einen Einblick in die damalige Zeit. "Wir haben dafür besondere Exponate ausgewählt, die die Geschichte lebendig werden lassen", so Twachtmann-Schlichter. Mit dabei sind unter anderem Seidenstrümpfe der Fürstin, alte Globen aus dem 15. Jahrhundert und eine Amilasphäre. "Wir haben wirklich einen tollen Bestand, auch durch die Nähe zum Fürstenhaus", schwärmt Twachtmann-Schlichter. In der Galerie im Obergeschoss wird ein ansprechender Zeitstrahl dafür sorgen, dass die Museumsinhalte zeitlich eingeordnet werden können. Zudem wird sich dieser Bereich mit sakralen Stücken wie dem Altarflügel der heiligen Agnes der kirchlichen Kunst widmen. Eine Wand mit wichtigen Persönlichkeiten für Stadt und Landkreis wird die Galerie abrunden. Der Raum für Sonderausstellungen im Obergeschoss wird unangerührt bleiben und steht weiterhin wechselnden Ausstellungen zur Verfügung. Der davor liegende Raum wird eine Spagat zwischen 1900 bis zum 1. Weltkrieg über die Weimarer Republik, die NS- und Nachkriegszeit bis hin zum Wirtschaftswunder machen. Mit dabei unter andere der Totempfahl der Schaumburger Märchensänger, der von ihrer US-Tournee in den Siebzigern zeugt. Das gesamte darüberliegende Geschoss wird sich der Schaumburger Tracht widmen. Von der frühen Tracht, mit wunderschönen Stücken, die derzeit restauriert werden, über die aufwendigen Stickereien von Engelmarie Weidemann bis hin zur späten Tracht und dem Blaudruck-Verfahren können hier Besucher viel Interessantes erfahren. Bückeburg wurde übrigens in die Liste der Städte des Unesco immateriellen Kulturerbes hinsichtlich des Blaudruckverfahrens aufgenommen aufgrund seiner großen Blaudruck-Sammlung. Auf einem Laufsteg wird eine Festtracht gezeigt werden. An einem interaktivem Portal kann zudem ein Trachtenmädchen an- und ausgezogen werden "bis aufs letzte Hemdchen", um zu sehen, wie aufwendig und aus wie vielem Schichten eine Tracht aufgebaut ist. Auch die moderne Adaption "Nach Neuem Trachten" wird Beachtung finden. Im Gewölbekeller widmet sich das Museum seinen eigentlichen Begründern Ballerstedt, Mosebach, Weiß und Wiegmann. Hier werden weiterhin beispielsweise die paläontologischen Finde Ballerstedt ausgestellt werden. Im Herbst kommenden Jahres sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Bereits heute erstrahlen beispielsweise die abgeschliffenen Parkettböden im neuen Glanze. Zeitnah werden die Malerarbeiten beginnen. Vor dem Eingang wird zudem ein Windfang in moderner Glasbauweise entstehen. Der Eingangsbereich wird offener gehalten mit einem neuen Tresen und kleinen Museumsshop. Der imposante Raum mit dem beeindruckenden Kamin soll auch künftig als Versammlungs- und Veranstaltungsraum genutzt werden. Am freien Eintritt will das Museum mit Absprache des Vorstandes weiter festhalten - lockt dieser doch viele Besucher ins Museum, die dann auch gerne eine Spende da lassen. "Außerdem haben wir auch einen Bildungsauftrag, und zu einer Bildungseinrichtung sollte der Zugang möglichst niederschwellig sein, erklärt Twachtmann-Schlichter. "Bildung und Geschichte sollte ja für alle da sein". Foto:nh