BÜCKEBURG (nh). Ein trauriger Anlass brachte am Freitagnachmittag zahlreiche Bückeburger, Mitglieder des Freundeskreises Bückeburg-Sablé sowie Vertreter von Politik und Verwaltung zu einer Zusammenkunft an den Gedenkstein hinter dem Stadthaus. Jean Pinon, Mitbegründer der Städtepartnerschaft Bückeburg-Sablé und ein langjähriger Freund und Partner der Stadt, ist im Alter von 97 Jahren in Frankreich verstorben. Mit unermüdlicher Motivation hat sich Pinon bereits in den Sechzigern für die Völkerverständigung stark gemacht und sorgte mit seinem Engagement dafür, dass aus einer Partnerschaft bald eine große Freundschaft zweier Städte werden sollte. Dabei sei dies bei weitem keine Selbstverständlichkeit gewesen, weiß Bürgermeister Axel Wohlgemuth zu berichten. Pinon selbst kam im Zweiten Weltkrieg als Zwangsarbeiter nach Deutschland, seine Erfahrungen hat er in einem Buch niedergeschrieben, aus dem Wohlgemtuh rezitiert. Von der Abfahrt in Sable, Sirenen und Bomenbangriffe berichtet Pinon, an furchtbare Schäden an den Menschen und der Landschaft. "Diese Erfahrungen sind Ausgangspunkt für sein späteres Leben geworden und haben ihn sehr geprägt", so Wohlgemuth. Als Zwangsarbeiter fand er eine, natürlich verbotene, Möglichkeit zum Zeichnen und fertige Karikaturen von Hitler und Mussolini an. Als er von seinem deutschen Chef erwischt wurde, bestrafte dieser ihn nicht, sondern schenkte ihm noch mehr Papier zum Zeichnen. "Das besagt, das in Deutschland zu Kriegzeiten nicht alle schlechte Kerle und Nazis waren", so Pinon in seinen Aufzeichnungen. "Diese Begegnungen bewegten ihn dazu, Deutschland nicht zu hassen", konstatiert Wohlgemuth. Mit Unterzeichnung des Élysée-Vertrages zur deutsch-französischen Freundschaft 1963 keimte auch in Pinon der Wunsch, Annäherungen möglich zu machen. 1965 kamen die ersten Jugendlichen und Sportler nach Bückeburg, unter anderem konkurrierende Fußballvereine und eine Basketballmannschaft. Der Grundstein für die Städtepartnerschaft Bückeburg-Sablé und den Freundeskreis war gelegt. "Pinon hat diese Partnerschaft gelebt und geliebt", so Wohlgemuth. Die Tochter Jean Pinons, Marie-Claude Thomas und ihr Ehemann Ekkehard Thomas, den sie in Bückeburg kennen und lieben lernte, erinnerten weiter an das Vermächtnis Pinons. "Bückeburg war die große Liebe meines Vaters. Dabei war die Partnerschaft am Anfang nicht einfach, der Krieg war noch nicht lange vorbei. Doch es sind so viele Freundschaften entstanden und es war für meinen Vater eine große Freude, als Bürgermeister Preul ihm den Titel "Monsiour Bückeburg" verlieh und er eine Tracht bekam. Ein letztes Mal war er mit 87 Jahren auf dem Bückeburger Weihnachtsmarkt, danach war er sehr traurig, dass er aufgrund seines Gesundheitszustandes nicht mehr kommen konnte", berichtet Thomas. "Ich bin heute sehr froh, dass ich eine französische Bückeburgerin bin!". Andrea Tiedemann-Malek, Vorsitzende des Vereins Freundeskreis Bückeburg-Sablé, berichtete unter Tränen, wie Pinon maßgeblich dafür sorgte, dass der Verein entstehen konnte. So trat 1980 die erste Gruppe an Privatpersonen aus Bückeburg eine Reise nach Sablé an, die erste von vielen. Seit 1994 besteht der Verein nun. "Wir wissen alle seinen Einsatz zu schätzen und damit sich die Bürger weiter an seine Verdienste erinnern, möchten wir einen Antrag an die Stadt stellen, dass es für ihn eine Gedenkplakette oder einen nach ihm benannten Platz oder Straße geben wird", so Tiedemann-Malek. Foto: nh
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Für Partnerschaft und Freundschaft verdient gemacht
Gedenkfeier für Jean Pinon / Begründer der Städtepartnerschaft Bückeburg-Sablé
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