Lange hätte es bereits gegärt vor der schlussendlichen
Entscheidung, und dennoch herrsche kein böses Blut zwischen den nun
getrennter Wege gehenden Parteien, versichert Ratsherr Dr. Achim
Kinnewig, Bürger für Bückeburg. Rund 1,5 Jahre hat er als Vertreter
der Wählergemeinschaft gemeinsam mit der CDU, den Grünen und der
FDP im Rat die Mehrheitsgruppe JAMAIKAplus gebildet, damit ist
jedoch nun Schluss. In Zusammenschluss mit den Freien Wählern
widmet sich Kinnewig ab sofort der Oppositionsarbeit. "Das Plus ist
nun auf unserer Seite", scherzt Gruppensprecher Andreas Paul
Schöniger. Damit gehen nun auch Änderungen in den Ausschüssen
einher. Zwar behält die Mehrheitsgruppe Jamaika ihre Mehrheit im
Ratsgremium, jedoch erhält die Gruppe Freie Wähler-BfB nun wieder
ein Stimmrecht sowie einen zusätzlichen Sitz in den Ausschüssen, in
denen sie bisher nicht vertreten waren, sowie einen
Ausschussvorsitz, den die Mehrheitsgruppe abgeben muss, und einen
Sitz im Verwaltungsausschuss. Abgeben muss diesen Sitz die SPD.
Lediglich im Betriebsausschuss der Abwasserbetrieb mit insgesamt
sechs Sitzen bleibt es beim Grundmandat. Die Verteilung wird nach
dem D'Hondt-Verfahren berechnet. In welchen Ausschüssen die Plätze
und der Vorsitz abgegeben und gewechselt wird, wird aktuell intern
beraten und muss anschließend noch vom Rat beschlossen
werden.
Ratsherr Kinnewig erklärt die Hintergründe seiner Entscheidung:
"Keiner hat es sich mit mir verdorben, jedoch ist in einer so
großen und heterogenen Gruppe die Meinungsbildung oft zäh und
langwierig, wie in ich im vergangenen Jahr miterlebt habe".
Beispielsweise beim Thema Linden in der Innenstadt sei es oft
schwer und enttäuschend gewesen, die Meinungsbildung
mitzuverfolgen. Die Lösungssuche in der neuen Gruppe, zu viert, sei
wesentlich einfacher. "Ob auch effektiver, wissen wir noch nicht",
so Kinnewig. Um die folgenden Umstände für die Verwaltung und die
Folgen für die anderen Gruppen tue es ihm leid, es gebe aber
keinerlei Spannungen in den Fraktionen: "Ich halte Jamaika für eine
patente Gruppe". Zudem lobt Kinnewig ausdrücklich die Arbeit von
CDU-Fraktions- und Mehrheitsgruppenvorsitzender Iris Gnieser, zudem
seien alle Reaktionen der Mehrheitsgruppe auf seinen Wechsel
überaus fair gewesen. Kritik übt er jedoch an den spärlichen
Informationen, die die Verwaltung den Ratsherren und Ratsfrauen vor
einer Entscheidung zugänglich machen würde. Mit den Freien Wählern
sei ein Austausch auf Augenhöhe erfolgt: "In der neuen
Konstellation können wir konstruktiv an die Verwaltung
herantreten." Innerhalb der Wählerinitiative BfB sei sein Wechsel
mit allen Mitgliedern besprochen worden. "Ich bin mir sicher, mein
Wechsel löst nun keine Lawine aus und der Schaden hält sich in
Grenzen".
In der neuen Gruppe möchten die Protagonisten, je nach baldig
beschlossener Ausschussbesetzung, relevante Themen in Sinne des
Bürgerwillens begleiten, beispielsweise die Gestaltung der
Innenstadt, die Umsetzung des Radkonzeptes sowie die
Trassenthematik. "Dafür sind wir gewählt worden und wir werden
unsere Stimme erheben, wenn wir das Gefühl haben, dass der
Bürgerwille nicht gehört wird", verspricht Gruppenvorsitzender
Andreas Paul Schöniger. "Weiter werden wir die parteiübergreifende
gute Zusammenarbeit vorantreiben und stets den Dialog und Konsens
suchen. Aufgrund der neuen Konstellation können wir mit unserer
Stimme den Bürger auch wieder durch Handheben ein sichtbares
Zeichen nach außen geben. Die Bürger geben uns die Taktung vor und
wir versuchen, dies umzusetzen", verspricht Schöniger. "Opposition
ist kein Makel, sondern macht auch Spaß. Besonders an Themen wie
dem ISEK müssen wir deswegen dranbleiben", fügt Kinnewig hinzu.
Foto:nh
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"Die Bürger geben uns die Taktung vor"
Kinnewig wechselt Ratsgruppe / Wieder Stimmrecht in Ausschüssen
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