Sehr viel Unsicherheit herrscht auf breiter Front in der
Schaumburger Öffentlichkeit, wenn es um die Trassenplanung der
Deutschen Bahn (DB) für die Strecke zwischen Hannover und Bielefeld
geht. Bückeburgs Bürgermeister Axel Wohlgemuth (CDU) hatte zu einem
neuerlichen Plenum in den Rathaussaal geladen und bedankte sich bei
dem Projektleiter Hannover-Bielefeld, Carsten-Alexander Müller,
sowie bei Volker Vorwerk von der DB Netz AG für deren Zusage zu der
Veranstaltung. Zum Einstieg in den Abend hatten Mitarbeiter der DB
zwei großformatige Karten von Schaumburg aufgehängt, verbunden mit
dem Angebot, eine Stunde vor Beginn der Präsentation mit weiteren
Mitarbeitern der Planungsgruppe ins Gespräch zu kommen. Die circa
100 Besucherinnen und Besucher machten fleißig Gebrauch davon und
es wurde eifrig diskutiert. Zur Begrüßung stellte Bürgermeister
Axel Wohlgemuth erneut deutlich heraus, dass die Bewohner
Bückeburgs und Schaumburgs bereit seien, ihren Anteil am Ausbau der
Strecke zu leisten - dieses aber den Trassen-nahen Ausbau beträfe.
Faktoren, wie die zukünftige Entwicklung der Stadt, die Belange des
Naturschutzes sowie die Eigentümer von Haus und Grund im Bereich
der zukünftigen Trassenführung lägen ihm und den Bürgern sehr am
Herzen. Weiterhin äußerte er das in der Bevölkerung weit
verbreitete Gefühl, die fertigen Pläne lägen bereits in den
Schubladen der DB.
Diesen Eindruck versuchte der Chefplaner Carsten-Alexander Müller
in der Präsentation zu entkräften. Auf einem Zeitstrahl machte er
die zurückliegenden Schritte, den derzeitigen Planungsstand sowie
die weitere Vorgehensweise deutlich. Nach der politischen
Entscheidung für den "Deutschlandtakt" sowie dem daraus ermittelten
Bedarf an Strecken hatten die Planer zunächst Suchräume festgelegt.
Innerhalb dieser Räume ermittelten sie Grobkorridore und befinden
sich zurzeit bei der Festlegung verschiedener Linienkorridore. In
diesem Zusammenhang fiel beispielsweise der südliche Korridor, der
sich über Hessisch Oldendorf bis in den Bereich des lippischen
Bösingfeld und Dörentrup erstreckte, aus der weiteren Planung
heraus, da das Fahrtzeitziel von 31 Minuten zwischen Hannover und
Bielefeld nicht erreichen ließe. Im nächsten Planungsschritt würden
innerhalb der Linienkorridore sinnvolle Varianten herausgearbeitet.
Bereits im Mai oder Juni dieses Jahres lägen sinnvolle Linien vor,
die dann der Öffentlichkeit vorgestellt würden.
"Bis zur Hälfte der Strecke einiger Trassen verläuft
bestandsnah!" Carsten Alexander Müller.
Bei der Prüfung der sinnvollen Varianten sowie des folgenden
Variantenvergleiches würden über 200 Faktoren berücksichtigt, dabei
auch diejenigen, die der Bevölkerung große Sorge bereiten würde.
Nachdem diese Schritte in der Zukunft erledigt seien, würde das
Projekt mit dem Genehmigungsverfahren in das Baurecht und dem
Raumordnungsverfahren eintreten. Auf einen Einwurf aus dem Plenum,
warum denn überhaupt an dem Deutschlandtakt festgehalten würde,
mussten die beiden Referenten an das Bundesverkehrsministerium
verweisen, da das nicht ihre Entscheidung sei. Müller und Vorwerk
machten überdies deutlich, dass die Erweiterung nicht
ausschließlich dem Fern-Schnellverkehr diene. Vielmehr böten die
unterschiedlichen Korridore eine Reihe von Verbesserungen im Nah-
und Güterverkehr. Neue Halte, mehr Kapazität auf der vierspurigen
Strecke sowie mögliche Reaktivierung stillgelegter Strecken seien
realisierbar. An vier Beispielen wurde darüber hinaus deutlich,
welche Auswirkungen die Einführung des Deutschland-Taktes auf
verschiedenen Strecken auf die Fahrtzeiten hätte. Hannover -
Bielefeld verkürzt sich von 48 auf 31 Minuten, Bielefeld - Hamburg
von 2 Stunden 15 auf 1 Stunde 35 Minuten und Düsseldorf - Berlin
von 4 Stunden 18 auf 3 Stunden 33 Minuten. Müller wartete mit einer
weiteren eindrucksvollen Zahl auf. So würden bei einem vierspurigen
Ausbau der Bahnstrecke Hannover - Bielefeld durch weniger Verkehr
auf der Straße circa 40.000 Tonnen CO2 im Jahr eingespart. Ziel sei
es unter anderem auch, mit der Erhöhung der Schienenkapazität den
Anteil von derzeit lediglich 18 Prozent der per Bahn
transportierten Güter deutlich zu steigern. Nachdem in der
Präsentation weitere Informationen und Fakten dargelegt wurden,
standen die DB-Mitarbeiter für Fragen aus dem Publikum zur
Verfügung. Ein Kernthema waren hierbei die Fragen zur Bückeburger
Niederung. Bauamtsleiter Björn Sassenberg moderierte den Dialog und
sorgte dafür, dass alle Wortmeldungen zum Zuge kamen. Axel
Wohlgemuth schilderte den offensichtlich sehr interessierten
Planern, dass es sich bei der Bückeburger Niederung nicht nur um
das in den Plänen eingezeichnete Naturschutzgebiet handeln würde,
sondern vielmehr um ein deutlich größeres Gebiet, welches vielen
Menschen zur Naherholung diene.
Wir werden die Bückeburger Niederung nicht mit einer Linie
kreuzen!" Amtsleiter Björn Sassenberg.
Die Frage des Umgangs mit den Flächen der Bundeswehr beantwortete
der Projektleiter:"… das ist ein sogenannter Raumwiderstand. Der
wird nicht oberirdisch gekreuzt." Aussagen zu möglichen Kosten
konnten nicht gemacht werden; diese würden zu einem späteren
Zeitpunkt ermittelt. Aus den Reihen der Zuhörer gestellte
Detailfragen zum Beispiel zur Erforderlichkeit einer gefahrenen
Geschwindigkeit von 300 km/h, zur möglichen Lärm-Emission, zum
Flächenverbrauch (dieser ist in etwa gleich beim Trassennahen und
Trassenfernen Ausbau), beantworteten Müller und Vorwerk soweit es
ihnen möglich war. Zum Ende versprachen die DB-Projektbeteiligten,
die Hinweise der Teilnehmer mitzunehmen und im Mai oder Juni erneut
in die Diskussion einzusteigen. In seinem Schlusswort bat
Bürgermeistester Axel Wohlgemuth darum, die Ängste und Sorgen der
Menschen ernst zu nehmen. In einem telefonisch vor der
Landtagsabgeordneten Colette Thiemann (CDU) eingeholten Statement
zur Trassendiskussion, schloss sie sich dieser Bitte an und
forderte von der Deutschen Bahn wie auch von den verantwortlichen
Politikern, alle Aspekte bei dem sensiblen Thema zu
berücksichtigen.
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Projektleiter der DB stellt Planungsstand dar
Bahntrassenausbau in der Diskussion
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