Das Damoklesschwert schwebt schon seit längerem über dem
Schaumburger Jugendchor, doch mit der fortschreitenden Sanierung
der Grundschule am Harrl gerät es für die Chorverantwortlichen
immer mehr ins Schaukeln. Der Auszug aus dem Grundschulpavillon, in
dem der Chor seit Jahrzehnten beheimatet ist, steht an - wann
genau, ist jedoch unklar. Und die vorgeschlagenen Kompromisslösung,
künftig Räumlichkeiten im Neubau der Schule zu nutzen, verursacht
nur noch größere Bauchschmerzen. Dieser Kompromiss wurde einst im
Zuge der Sanierungsplanungen von der Stadt Bückeburg vorgeschlagen
- jedoch gingen die Chorverantwortliche um Vorsitzenden Thomas
Klein davon aus, dass hier eine dauerhafte Lösung für den Chor
geschaffen würde - mit ausreichend Platz, Unterstellmöglichkeiten
und der Chance, dem Chor einen neuen, identitätsgebenden Ort zu
schaffen. Dass nun lediglich die Aula temporär genutzt werden könne
und zusätzlich ein kleiner Mehrzweckraum als Lager dienen soll, ist
für den Chor inakzeptabel und gar existenzbedrohend, wie Thomas
Klein sorgenvoll bereits im jüngsten Jugendausschuss
berichtete.
Mehr als 40 Jahre im Pavillon
Im persönlichen Gespräch erklärt er die Hintergründe: Nach über 40
Jahren ist der Pavillon, trotz aller Widrigkeiten wie einer
fehlenden Toilette, zu einer Heimat für den Chor geworden. Eine
Vielzahl an Bildern erinnert an die zahlreichen Reisen und
Unternehmungen des Chores. Neben dem Probenraum verfügt der Chor im
Pavillon über ein kleines Büro und einen Aufenthaltsraum. Hier
finden nicht nur proben statt, sondern auch alles Organisatorische
für den Chor wird hier geregelt, zudem verbringen die rund 100
Chormitglieder hier auch oft gesellige Stunden miteinander. "Dies
hier ist für uns alle und die Kinder und Jugendlichen zwischen drei
und 25 Jahren zu einer Art Heimat geworden. Da drüben würden sie
sich unter den Umständen langfristig nicht wohlfühlen. Und
irgendwann bleiben die Kinder dann weg", so die sorgvolle
Prophezeiung Kleins.
Konstruktives Miteinander
Dabei ist ihm wichtig zu betonen, dass ihm und dem Chor nicht der
Sinn nach einer Konfrontation mit der Stadt steht: "Meckern ist
eigentlich nicht unser Stil und wir möchten auch weiterhin ein
gutes Verhältnis pflegen und dieses Problem in einem konstruktiven
Miteinander angehen. Bisher war das auch immer so, doch nun haben
wir das Gefühl, dass unser Wunsch nach einer räumlichen Heimat
nicht durchdringt". Erst im April habe der Chor Bürgermeister Axel
Wohlgemuth beim einem Vor-Ort-Termin die Räumlichkeiten, die die
Stadt dem Chor mietfrei zur Verfügung stellt und die Stromkosten
übernimmt, gezeigt und mit ihm über die Problematik gesprochen.
"Unser gesamtes Material, die Bühnenkleidung, Unterlagen, große
Podeste - wo soll das alles hin?", sorgt sich Klein. "Wir sind mit
dafür zuständig, dass Kultur stattfindet und eines der
Aushängeschilder für die Stadt. Wir sind sehr dankbar, dass wir
diese Räumlichkeiten hier nutzen durften, aber auch künftig ist
eine Heimat notwendig. Andere Vereine in Bückeburg, unter anderem
der Sport, werden stärker finanziell unterstützt. Musik und Kultur
fallen da oft hinten runter", so seine Feststellung.
Stadt ist sich Sorgen bewusst
Das Problem ist jedoch: Die Stadt hat nach eigener Aussage keine
andere, geeignete Immobilie, die sie den Chor just zur Verfügung
stellen könnte, bestätigt auch Bürgermeister Axel Wohlgemuth auf
Nachfrage. Auch er kann die Sorgen des Chores durchaus
nachvollziehen, sieht aber im ausgemachten Kompromiss im
Grundschulneubau die beste und erst einmal auch einzige Lösung.
"Der Chor macht eine tolle Arbeit und ihre Interessen sind
verständlich. Noch steht auch nicht fest, wann sie aus dem Pavillon
raus müssen, danach ist zunächst die gemeinsame Nutzung geplant.
Wir sind dabei, eine Lösung zu suchen und haben einige Ideen, für
die jedoch zunächst investiert werden müsste. Die Sorge des Chores
haben wir im Hinterkopf, jedoch befinden wir uns in einer
schwierigen Gemengelage. Die Stadt ist dran und kennt das Problem,
aber eine einfache Lösung gibt es im Moment einfach nicht. Zunächst
sollte der abgemachte Kompromiss nicht aufgeweicht werden und wir
werden weiterhin nach einer Lösung suchen, auch wenn sie jetzt noch
nicht sichtbar ist", versichert der Verwaltungschef.
Kreative Lösung suchen
Doch die Angst des Chores bleibt, und aus eigener Kraft wird keine
Lösung herbeizuführen sein. Der Chor finanziert sich über
Mitgliedsbeiträge und Fördergelder - für große Rücklagen bleibt
nicht viel übrig. Davon werden dann unter anderem die Fahrten
bezahlt, jedoch sind auch diese nur mit Elternunterstützung und
Fördergeldern möglich. Wo jedoch kein Geld da ist, ist jedoch viel
tatkräftige Unterstützung hinter: "Die Ehrenamtlichen und auch die
Eltern würden sich nicht scheuen, bei einer geeigneten Immobilie -
am besten drei Räume, zentrumsnah - auch selbst anzupacken und
umzubauen", versichert Klein. Hauptsache, eine Lösung käme in
Sichtweite. "Ich habe die Problematik der Stadt auch nochmal
schriftlich geschildert. Ich hoffe, dass sie sich nun beraten und
dann bald auf uns zukommen. Nun sind auch kreative Lösungen gefragt
und ich sehe die Stadt in der Pflicht, hier etwas zu tun - ich
weiß, dass dies schwierig ist und die Stadt viele "Baustellen" hat,
aber es geht um das Fortbestehen eines großen Kulturplayers in der
Region". Foto:nh
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Schaumburger Jugendchor braucht eine dauerhafte Heimat
Existenzsorgen aufgrund des nahenden Auszuges aus Schulpavillon / „Kreative Lösung muss her“
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