Herders fünfjähriges Wirken im schönen Bückeburg feiert Jubiläum
- 250 Jahre ist es Herr, dass der deutsche Philosoph und Denker
hier eine durchaus produktive schöpferische Periode erlebte, und
dennoch lange Zeit mit Argwohn auf die Stadt und seine Bewohner
blickte. Das Jubiläum nimmt die Internationale Herder-Gesellschaft
nun zum Anlass, hier ihre viertägige Fachtagung durchzuführen in
Zusammenarbeit mit der Schaumburg-Lippischen Landeskirche, der
Stadt Bückeburg, dem Niedersächsischen Landesarchiv sowie dem
Bückeburger Kulturverein. Vom 31. August bis zum 3. September wird
sich alles im Landesarchiv um Johann Gottfried von Herder, sein
Wirken in Bückeburg und die Auswirkungen auf seine Lehren drehen.
"Rund ein Jahr haben wir gemeinsam an dem Programm gearbeitet.
Herausgekommen ist etwas wirklich Besonderes im Versuch, Herders
fünf Jahre hier zu würdigen", erklärt Landesbischof Karl-Hinrich
Manzke den Hintergrund zur erstmalig in Bückeburg stattfindenden
Tagung.
Wissenschaftler aus aller Welt
Von 1771 bis 1776 weilte Herder in Bückeburg, wie auch alle anderen
Veranstaltungen im Rahmen des Herderjubiläums wird auch das
Programm der Tagung öffentlich zugänglich sein. Die Internationale
Herder-Gesellschaft mit rund 170 Mitgliedern hat sich zum Ziel
gesetzt, das breite Erbe des Philosophen international bekannt zu
machen. "Das ist nicht mit allen Größen des deutschen Idealismus
der Fall", stellt Manzke fest. Dafür kommen die Wissenschaftler aus
allen Kontinenten nach Bückeburg, unter anderem habe die
Gesellschaft ein ausgeprägtes Standbein in Nordamerika. Der
aktuelle Vorsitzende Martin Kessler habe bereits vor vier Jahren
angefragt, als er im Rahmen der Verleihung des Herderpreises
erstmalig nach Bückeburg kam und sich "schockverliebt hat in die
Stadt und erkannt hat, dass sie den passenden Rahmen mit
enthusiastischen Menschen bieten kann", wie Johanna Harmening,
Geschäftsführerin des Kulturvereins, bezeugt. "Das passt sehr gut
zu Bückeburg, dass wir hier zusammenarbeiten und diese
Veranstaltung breit getragen wird", konstatiert Manzke. "Wir sind
stolz auf diese hochkarätige Fachtagung in Bückeburg. Das ist nicht
selbstverständlich und wir begleiten das gerne", bestätigt auch
Bürgermeister Axel Wohlgemuth. Rund 100 Teilnehmer werden pro Tag
erwartet, alle Vorträge finden im Landesarchiv statt. Gefördert
wird die Veranstaltung durch die Stiftung Niedersachsen, informiert
Manzke darüber hinaus.
Vielfältige Fachvorträge
Das Fachprogramm umfasst an den vier Tagen 18 Vorträge in sechs
Sektionen, erklärt Dr. Stefan Brüdermann. Die Themen orientieren
sich dabei an Herders Schaffensperiode in Bückeburg, unter anderem
werden in der ersten Sektion nach einer Einführung von Martin
Kessler Herder als Lehrer, de Musenhof Graf-Wilhelms und Herders
Nekrolog auf Thomas Abt behandelt. Am zweiten Tag geht es in der
zweiten Sektion unter dem Titel "Natur und Bibel" weiter, sowie ab
mittags unter dem Oberthema "Geschichtsphilosophie". Dabei kommen
die Teilnehmer auch in den Genuss einer Stadtführung durch "Herders
Bückeburg". Am Abend wird ein Empfang im Rathaus folgen. Am
Samstag, dem dritten Tagungstag, werden sich die Teilnehmer
zunächst mit Herders Bildungsimpulsen und später mit seinen
Dichtungen und Perspektiven beschäftigen. Die letzte Sektion
"Perspektiven" wird auch an aktuelle Fragestellungen wie Diversität
anknüpfen.
Hochkarätiges Oratorium
Den krönenden Abschluss des Tages wird dann dass große Konzert in
der Stadtkirche ab 18.30 Uhr darstellen. Zunächst wird der
Kinderchor der Schaumburger Märchensänger Volkslieder aus Herders
Liedersammlung "Stimmen der Völker in Liedern" darbieten, bevor als
Höhepunkt das Oratorium "Die Auferweckung des Lazarus" aus Herders
Hand nach einer Komposition von Johann Christoph Friedrich Bach mit
dem Orchester Concerto ispirato der Kantorei Bückeburg unter der
Leitung von Iris Maron und Kantor Siebelt Meier ausgeführt wird.
Das Stück, das bisher nur selten aufgeführt wurde, schrieb Herder
einst für Gräfin Marie Barbara Eleonore, um ihr bei der trauer über
ihren verstorbenen Gatten Graf Wilhelm hinwegzuhelfen. Dafür dankte
die Gräfin ihm sogar später mit einem persönlichen Brief, wie
Harmening erklärt. Der Eintritt wird auch hier frei sein.
Anmeldungen erbeten
Die Tagung endet am Sonntag, dem 3. September mit einem Besuch des
fürstlichen Mausoleums in Stadthagen und einem anschließenden
Festgottesdienst in der St. Martini-Kirche. Für die einzelnen
Tagungstage werden Anmeldungen erbeten per E-mail mit Angabe des
Namens und des Tages beziehungsweise der gewünschten Sektion unter
bueckeburg@nla.niedersachsen.de.
Herder selbst, der während seiner Zeit in Bückeburg jammerte, wie
langweilig es in der Stadt doch ist, und "wie öde, blöde und
grässlich die Weiber" doch seien, revidierte seine Ansichten im
Alter, wohnhaft in Weimar: "Ich hatte die schönsten Jahre im
Bückeburg - aber Weimar ist grässlich". Foto:nh
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Vier Tage im Zeichen Herders
Tagung der Internationalen Herder-Gesellschaft mit hochkarätigem Rahmenprogramm
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