Vier Pergamenturkunden, verfasst in Kurrent-Schrift, haben über einige Umwege den Weg in die fachkundigen Hände von Dr. Stefan Brüdermann, Leiter des Niedersächsischen Landesarchivs in Bückeburg, gefunden. Diese Antiquariate aus dem 17- Jahrhundert sind ein Geschenk des Lauenauer Heimatvereins, der sich seinerseits auf Spurensuchen in der Vergangenheit versteht. Denn der Heimatverein betreibt auch das Fleckenmuseum Lauenau mit dem Bestreben, möglichst viele Zeugnisse der Vergangenheit zu sammeln und archivieren - wenn es denn der Platz zulässt und sie einen direkten Bezug nach Lauenau haben, erklärt Vorsitzender Jürgen Schröder. Als ihm einige Dokumente aus der Archivauflösung des Gut Wormstal in die Hände gelangten, holte er sich Vereinsmitglied Theodor Vollmer zu Hilfe, denn die Kurrent-Schrift, der Vorläufer des Sütterlin vor 1800, vermochte er nicht eigenhändig zu entziffern. Vollmer kann dann schnell zu dem Schluss, dass die Urkunden nicht Lauenau betreffen, sehr wohl jedoch eine historische Relevanz für die Region aufweisen. "Das passt nicht in unser Museum, wäre aber zu schade für den Speicher", so Schröder. Und da kamen das Landesarchiv und Brüdermann ins Spiel, die sich über das Geschenk sehr freuen, denn mittlerweile landen derartige Zeugnisse der Vergangenheit auch gerne auf dem Antiquariatsmarkt. Mit Schutzhandschuhen betrachtet Brüdermann die Dokumente genauer, darunter: Zwei Freibriefe, datiert am 19. Juni 1690, die den betroffenen Bauern gegen eine Gebühr eine Entlassung aus ihren Pachtpflichten ermöglichte. Ausgestellt wurde einer der Briefe von Karl-Landgraf zu Hessen-Kassel. Die weiteren beiden Dokumente, Schuldverschreibungen aus dem Jahr 1601 und 1656, weißen zum Teil noch gut erhaltene Überbleibsel der Siegel auf und geben zugleich interessante Informationen über deren einstige Besitzer preis. So hat sich im 17. Jahrhundert ein Ludolf von Landesberg um 1500 Reichstaler verschuldet - "eine ganz ordentliche Summe, die etwa drei Jahresgehältern eines Beamten in der frühen Neuzeit entspricht", erklärt Brüdermann. Er und seine Kollegen werden die Dokumente nun verfilmen und somit für die Nachwelt sichern - heute passiert dies alles auf dem digitalen Wege. Doch viele der fast 7000 Urkunden im bestand des Landesarchivs wurden früher noch analog gesichert - auch viele der besonders wertvollen Stücke wie die "Möllenbecker-Urkunde", die älteste im Archiv aus dem Jahr 896. "Uns ist es viel lieber, dass die Urkunden hier archiviert werden. Viele Menschen haben derartige Dokumente noch zuhause und es ist schade, wenn diese irgendwann weggeschmissen werden oder verloren gehen", so Schröder. Leider sei das Archiv im Fokus vieler Menschen nicht präsent, stellt Brüdermann häufiger fest. "Wir sichern, erhalten und erforschen die Regionalgeschichte. Daher sammeln wir weiter und nehmen gerne interessante Unterlagen, beispielsweise Briefe aus dem Krieg, entgegen". Foto:nh
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Zeugnisse des Lebens im 17. Jahrhundert
Landesarchiv bekommt vom Heimatverein Lauenau Pergamenturkunden geschenkt
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