Es ist ein ganz besonderes Buchprojekt, das die
Arbeitsgemeinschaft Geschichte der Schaumburger Landschaft nun in
Planung hat. Dafür brauchen die Historiker und Experten aber die
Hilfe der Schaumburger Bevölkerung, denn um eben diese soll es
gehen. Um genau zu sein um all jene, die einst als "Fremde" ins
Schaumburger Land kamen und hier als "neue Schaumburger" eine neue
Heimat gefunden haben. Denn nicht nur in der Gegenwart, bereits in
der Vergangenheit kamen schon immer von nah und fern Menschen in
unsere Region auf der Suche nach Zuflucht, Arbeit und einer neuen
Heimat. Seien es die Hugenotten, Kriegsflüchtlinge aus Polen,
Russland und dem Baltikum, Gastarbeiter aus der Türkei, Italien und
Griechenland, Menschen, die der Liebe wegen nach Schaumburg kamen
oder aber über Umwege oder zufällig den Weg hierher fanden - ihre
Geschichten bis zurück zu Einwanderern im 18 Jahrhundert möchte die
Schaumburger Landschaft sammeln, dokumentieren, niederschreiben und
später im Buch "Die neuen Schaumburger" veröffentlichen.
Quellensuche in Biografien
Dabei soll das Werk eine breite Leserschaft ansprechen und in
vielseitigen Facetten über die Entwicklung der Neuankömmlinge
erzählen.. Dafür nützlich sind allerlei Art von "Ego-Dokumenten" -
Lebensläufe, Tagebücher, Briefe und alles, was von den damaligen
Erfahrungen zeugt ist hier behilflich. Und wird anschließend
aufgrund des historischen Wertes, wenn möglich, auch im
Landesarchiv aufbewahrt und für die Nachwelt erhalten, wie Dr.
Stefan Brüdermann, Leiter des Niedersächsischen Landesarchivs in
Bückeburg, sich wünscht. Denn - tatsächlich ist das Thema
quellenmäßig noch nicht erschlossen worden. "Daher geht es nun
zunächst darum, neue Quellen zu finden und zu erfassen. Dabei ist
der lebensgeschichtliche, biographische Zugang der beste für ein
solches Projekt", erklärt Lu Seegers, Geschäftsführerin der
Schaumburger Landschaft. Frank Werner, Geschäftsführer des Magazins
Zeit Geschichte und Vorsitzender der Arbeitsgruppe berichtet, dass
während der Entwicklung dieser Buchidee recht schnell Ernüchterung
ob der mangelnden Quellen eintrat. Daher richtet die Arbeitsgruppe
nun den Appell an die Bevölkerung, mit ihren Migrationsgeschichten
vielfältigster Art auf die Schaumburger Landschaft
zuzukommen.
Migration bringt Chancen
"Vielleicht haben sie noch Daten, Objekte und Informationen
verborgen auf Dachböden und Kellern, alles kann hier hilfreich
sein. Das Thema ist sehr wichtig, denn Deutschland ist ein
Zuwanderungsland und die Menschen kamen auf vielen Wegen und aus
vielen Gründen hierher. Daher ist der Migrationshintergrund auch
Teil der historischen Identität. Dabei hat Migration schon immer
Probleme, aber auch Chancen mit sich gebracht", erläutert Werner.
"Auch heute haben wir ohne Migration ein Problem aufgrund unserer
Demografie, damit Arbeitsmarkt und Sozialsystem weiter
funktionieren". So herausfordernd Zuwanderung sein kann, bringe sie
zugleich auch kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt und
Diversität.
Kulturelle Identifikation
Dabei interessieren sich die Experten für zwei Dimensionen: Die
historische Dimension der Zuwanderung, beispielsweise bei den
Hugenotten im 18 Jahrhundert. "Hier haben wir gute Quellen und die
Kollegen haben das Thema gut aufgearbeitet", erläutert Brüdermann.
Zudem gebe es Bereiche, wo die Quellen er erarbeitet werden
müssten, beispielsweise bei Gastarbeiter-Biografien. "Es ist ein
großes Themenfeld und aus Perspektive der Schaumburger Landschaft
interessant, die kulturelle Identifikation mit Schaumburg
herauszuarbeiten. So sind Vertriebene und Flüchtlinge oft hier in
Heimatvereinen aktiv. So möchten wir ach den begriff Heimat
thematisieren und und der Frage "Was ist eigentlich Heimat"
annähern", führt Seegers aus.
Rückmeldungen erwünscht
Dafür wären vor allen Dingen Zeitzeugen-Interviews interessant,
aber auch Quellen wie Foto, Videos und vieles mehr. Bis Ende dieses
Jahres will die Arbeitsgruppe Daten sammeln und ruft alle
Interessierten mit jeglichen Migrationshintergrund auf, mit ihnen
Kontakt aufzunehmen. Dabei stehen auch Gefühle, Wahrnehmungen ud
Erinnerungen im Fokus - "es geht um Weltoffenheit, aber auch um
Ausschluss und Diskriminierung. Die Vielfalt des Themas Migration
soll offengelegt werden", gibt die Arbeitsgruppe die Marschrichtung
vor. Ab sofort freut sich die Schaumburger Landschaft über
Rückmeldungen unter 05722-95660 sowie per E-Mail unter
info@schaumburger-landschaft.de. Foto:nh
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Von Fremden, die in Schaumburg eine Heimat fanden
Schaumburger Landschaft sucht für Buchprojekt Einwanderergeschichten
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