1. "Politik muss Regulatoren zur Energiewende bereitstellen"

    Hendrik Hoppenstedt im Gespräch mit den Stadtwerken Schaumburg-Lippe

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    Das Thema Energiewende treibt die Menschen seit einigen Jahren um, doch seit der Energiekrise und steigenden Preisen mehr denn je. Guter Wille treffe hier oft auf Hindernisse wie veraltete Gesetzgebung, sind sich Dr. Hendrik Hoppenstedt, Bundestagsabgeordneter und parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU im Deutschen Bundestag, und Dirk Rabeneck, Geschäftsführer der Stadtwerke Schaumburg-Lippe, einig. Mit Vertretern des CDU Kreis- und Ortsverbandes und auf Einladung von CDU-Landtagsabgeordneter Colette Thiemann suchte Hoppenstedt das Gespräch zu Stadtwerke-Geschäftsführer Dirk Rabeneck, der sowohl von der Verantwortung als kommunale Daseinsfürsorge, aber auch den generellen Herausforderungen der Energiewende berichten konnte. Rund 19.000 Haushalte werden von den Stadtwerken mit Wasser, rund 15.000 mit Strom versorgt. Für ersteres betreiben die Stadtwerke zwei große und ein kleineres Wasserwerk, jedoch "spüren auch wir, dass der Klimawandel stattfindet, das Grundwasser wird weniger". Daher werde nach der Erschließung neuer Wasserquellen geforscht. "Um diese für die Zukunft zu sichern, nehmen wir Geld für den Ausbau der Infrastruktur, für die Wasserförderung und Gewinnung in die Hand".

    Träge Genehmigungsverfahren
    Beim Strom stelle sich die Lage weitaus unsicherer dar: Nur eine geringe Menge werde aktuell selbst vor Ort produziert, der Rest geliefert. "Uns ist bewusst, dass wir eine Umstellung brauchen", erklärt Rabeneck das Dilemma. Doch die damit zwangsweise verbundenen, höheren Preise erschweren eine Etablierung - ebenso wie langwierige Genehmigungsverfahren, beispielsweise für die Freiflächenanlage bei der Halde Georgschacht. Zwar gebe es ein Ökostrom-Produkt, dieser wird jedoch durch Zertifikate "grün gemacht". "Wirklich grün wird der Strom erst, wenn er selbst erzeugt wird", so Rabeneck. Mit PV-Anlagen möchten diese Abhilfe schaffen - doch auch hier lassen die notwendigen Genehmigungen oft lange auf sich warten, "Hier trifft oft Wille zur Veränderung auf die Gesetzgebung und Genehmigungsbehörden. Das ist einer der größten Hemmschuhe in der Gesamtgesellschaft", so Rabenecks ernüchterndes Fazit. "Wir haben das Gefühl, die Sache bewegt sich kaum vom Fleck. Der Wille ist da, die Flächen auch, doch aufgrund der Gesetzgebung bleibt es oft nur beim guten Willen", fasst Thiemann die Frustration diesbezüglich zusammen.

    Transformation notwendig
    Hinzu kommt: "Die Stadtwerke gehören den Städten, daher haben wir hier eine besondere Herausforderung, nachhaltig und sicher zu investieren, beispielsweise in Stromspeicher. Doch mit derartigen Entscheidungen bewegen wir uns oft in einem gewagten Geschäftsfeld", erläutert Rabeneck. Axel Wohlgemuth, Bürgermeister der Stadt Bückeburg und Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschafterversammlung, erklärt weiter: "Die Stadtwerke waren für die Kommunen bisher eine sichere Bank. Nun stellt sich jedoch die Frage: Wie viel Wert hat das noch in zehn Jahren? Was sind unsere Gasnetze dann noch wert und wie transformieren wir unsere Stadtwerke vernünftig?".
    Eben diese Transformation wird für die Stadtwerke, deren Hauptgeschäft beim Erdgas liegt, künftig beschäftigen. "Wir als kommunaler Versorger müssen uns verändern. Dabei sind wir auch Instrument für die Kommunen, die Energiewende umzusetzen", stellt Rabeneck in Aussicht.

    Hohe Wasserstoffproduktion kaum möglich
    Die Frage Hoppenstedts nach der Nutzung von Wasserstoff sorgt für Ernüchterung: "Keine Ahnung, ob jemals Wasserstoff durch unsere Leitungen läuft", sagt Rabeneck. Im ersten Entwurf des Bundeskernwasserstoffgesetzes sei Schaumburg gänzlich abgekoppelt gewesen, auch der neuere sei nicht bedeutend vielversprechender. Die bereits vorhandene Infrastruktur könne auch nicht ad hoc mit Wasserstoff genutzt werden. Hoppenstedt könnte sich hier zumindest eine partielle Umrüstung der Leitungen vorstellen, doch "werden wir wohl niemals ausreichend Wasserstoff selbst produzieren können, aufgrund des hohen Strombedarfes". Ganz ohne Erdgas werde es erst einmal nicht gehen, erste Wasserstoffanwendungen könnten jedoch für jene etabliert werden, die sonst viel Erdgas nutzen, beispielsweise die Stahlindustrie. "Wenn dann noch etwas übrig ist, können wir über das Heizen sprechen", so Rabeneck.

    Herausforderung "Wärme"
    Deutlich wird jedoch: "Wenn wir die Wende wollen, muss die Politik Regulatoren bereitstellen". "Erstmal muss die kommunale Wärmeplanung fertig sein, bevor irgendwelche Heizverbote gelten können", stellt Hoppenstedt heraus. An dieser möchten auch die Stadtwerke mitwirken. In drei Neubaugebieten werden zudem gerade Pilotprojekte zu Nahwärme getestet. "Wir tun viele Dinge, aber ein paar Jahre dauert es noch", stellt Rabeneck in Aussicht. Doch die vergangenen Monate waren geprägt durch die Energiekrise und steigende Preise - das macht auch weiter Sorge, beispielsweise für Industrie und Unternehmen. Wenn diese weniger produzieren oder gar schließen, wirkt sich das auf die Wirtschaft und die Steuereinnahmen der Kommunen aus, sorgen sich die Anwesenden. Es stehen also viele Punkte auf der Agenda, die Hoppenstedt nun mit nach Berlin nehmen soll. "An allen Ecken mussten Feuer gelöscht werden, aber sie haben das hier wirklich toll gemacht", so sein abschließendes Urteil. Foto:nh